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Eine lange Tradition

Tauchen mit der DLRG Ortsgruppe Meckenbeuren

 

Es begann mit der Beschaffung einiger Taucherbrillen, Schnorchel und Flossen für das neu angebotene DLRG-Training im Hallenbad Hegenberg. Die Teilnehmer mussten dafür noch selber bezahlen, waren aber von Anfang an mit großer Begeisterung dabei. Der Zufall wollte es, dass die Ortsgruppe (OG) Tettnang mit Helmut Knecht, einem aus dem Heilbronner Raum zugereisten Schüler der Elektronikschule, einen Rettungstaucher bekam. Im Zuge der gemeinsamen Badeaufsicht im Freibad Tettnang wurde unter Leitung von Helmut Knecht ein Schnorcheltauchkurs angeboten. Mit dabei einige Aktive aus Meckenbeuren. Direkt danach starten die Jugendleiter Emil Gerstenecker und Wolfgang Nickl mit ihrer Ausbildung zum Rettungstaucher, welche Wolfgang Nickl dann im Juni 1979 mit erfolgreicher Prüfung abschließen konnte. Mit deutlichem Nachdruck vom der Landesverband Tauchleitung und der Landesverband Tauchwart startete Wolfgang Nickl dann die Ausbildung weiterer Aktiver zum Rettungstaucher und von da an war der Bezirk Bodenseekreis alle zwei bis drei Jahre mit mindestens zwei Prüflingen bei der zentralen Rettungstaucherprüfung des Landesverband in Kißlegg dabei. Zusammen waren es bis Ende 2022 35 Prüflinge aus dem Bodenseekreis, welche alle unter Leitung von Bezirkstauchwart Wolfgang Nickl ihre Prüfung zum Rettungstaucher, später Einsatztaucher 2, erfolgreich abschließen konnten. Davon alleine 21 Anwärter aus der OG Meckenbeuren, was auch den Anteil der aktiven Einsatztaucher 2 (ET2) in der aktuellen Gruppe der Einsatztaucher des Bezirks Bodenseekreis wiederspiegelt.

Die OG stellt aktuell 13 von gesamt 18 ET2 im Bezirk Bodenseekreis. Mit dem Umzug des Einsatzfahrzeuges für die Taucher von Friedrichshafen nach Meckenbeuren und der Anschaffung des Geräteanhängers haben sich die Möglichkeiten der Tauchergruppe gewaltig verbessert. Mit Ausrückezeiten von oft weniger als fünf Minuten sind wir fast immer unter den ersten vor Ort.

Der Weg bis dahin war allerdings oft schwierig und manchmal abenteuerlich. Die ersten Tauchausrüstungen wurden im damals einzigen Taucherladen in Friedrichshafen und aus diversen Zeitungsangeboten gebraucht zusammengekauft und zusammengebastelt. Uralte Neoprenanzüge mit Löchern unter den Achseln, klapprige alte Lungenautomaten und Tarrierkragen welche mit dem Mund aufgeblasen werden mussten, waren die Erstausstattungen für Ausbildung, Prüfung und auch damals schon die ersten Einsätze. Ein besonders in der Gemeinde beachteter Taucheinsatz galt der Suche einer historischen Feuerwehrglocke in der Schussen. Diese fiel beim Kentern des Feuerwehrfloßes bei der Schussenflotte ins Wasser und wurde nie gefunden. Später stellte sich heraus, dass diese bei der Havarie an Land geschleudert wurde und dort direkt einen Liebhaber fand. Von da an war die Taucherei bei der Gemeinde und DLRG aber weithin bekannt und fand zunehmend Beachtung. Mangels Geräteausstattung durch LV oder Bezirk waren die Taucher in dieser „Gründerphase“ maximal erfinderisch und abenteuerlustig. Neben allen möglichen gebraucht erworbenen Lungenautomaten in Einschlauch- und Zweischlauchtechnik wurden verschiedenste Gerätekombinationen zusammen gebastelt und ausprobiert. Natürlich alles im Praxistest, zuerst im Hallenbad und dann im Bodensee erprobt. Da gab es alles vom Doppel-10er, über dreifach-7er bis zum gemischten 7er mit Doppel- 4er. Spannend auch die Versuche mit Kreislaufgeräten der älteren Generationen, zu denen es natürlich weder Zertifikate noch Prüfbescheinigungen gab. Alte Taucherbücher dienten als Bedienungs- und Wartungsanleitung.


Selbst vor dem Helmtauchen machten wir keinen Halt, obwohl das schon sehr auf wenige Anlässe begrenzt war.Auch das Tauchen mit alten DLRG-Einsatzgeräten der Firma Matter sorgte für spannende Augenblicke und manchmal große Augen der überraschten Taucher, wenn zum Beispiel die Vollmaske nach dem unbeabsichtigten Ziehen des Schnorchelventils in der Scheibe langsam aber stetig vollgelaufen ist. Mit Vollmasken aller möglichen Bauarten und Hersteller hatten wir unseren besonderen Spaß. Da wurde alles ausprobiert, was der Markt hergab. Ob historische Masken der Firma Dräger, ausgediente Atemschutzmasken mit gewölbten Scheiben, high tech Masken aus dem off shore Bereich, ... nichts war vor unserer Experimentierfreude sicher. Daneben gab es viel mit neuen Instrumenten, den ersten Tauchcomputern und natürlich Tarriergeräten zu testen. Mit mehreren Tiefenmessern, Dekometern, Uhren und später Tauchcomputern auf einem KS-Rohr aufgereiht, wurden die Anzeigen verglichen und die Ergebnisse bewertet. Nach den Rettungs- und Tarrierkragen kamen die ersten Jackets auf den Markt. Schnell war klar, dass die Geräte der ersten Generation dem Taucher beim aufblasen bauartbedingt den Brustkorb so zusammen pressten, dass atmen nur noch schwer möglich war. Da waren uns die bewährten Rettungs- und Tarrierwesten dann doch lieber. Die inzwischen häufig verwendeten Atemregler mit Kunststoffgehäusen zeigten ihre Schwächen im Kaltwassereinsatz, wo sie nach kürzester Zeit abgeblasen haben und so mancher Eistauchgang nur von kurzer Dauer war. Und dann waren da die ersten Trockentauchanzüge. Gebrauchte Vicking-Gummi-Anzüge wurden mit zig Fahrradflicken immer wieder provisorisch abgedichtet und mussten lange gute Dienste leisten. Erst später kamen die ersten Trockenanzüge in Neopren und noch später in Trilaminat, womit man dann tatsächlich trocken bleiben konnte.

Den ersten Kompressor der Ortsgruppe bekamen wir als Spende von der Bodensee-Taucher GmbH. Ein wahres Monster, leider in Baugruppen, welche wir selber zusammenbauen mussten. Die Inbetriebnahme des 11 kW Drehstrommotors mit einem Stern-Dreieck-Schalter mit Richtungsumkehr war für uns Laien eine große Herausforderung, weswegen wir den Schalter auch nur mittels eines Besenstiels aus „sicherer“ Entfernung betätigt haben. Zu unserer Freude lief er sofort und hat jahrelang gute Dienste geleistet. Ablösung kam Jahre später erst in Form eines vom Landesverband„abgestaubten“ Kompressors, welcher wegen Ventilschaden des Benzinmotors verschrottet werden sollen. Nach Umbau auf eine E-Motor in eigener Regie, lief auch der wieder problemlos viele Jahre.

Parallel zur Taucherei entwickelte sich die „Hubschrauberrettung“. Die Piloten der DRF suchten nach Argumenten für die Stationierung der BO105 im Bodenseekreis und kamen auf uns mit der Idee der Wasserrettung vom Hubschrauber aus zu. Erste Herausforderung war die fehlende Höhenangabe über Wasser, welche durch das Abwerfen von Flaschenuntersetzern aus Pappe kompensiert wurde. Die Absprunghöhe sollte zwischen drei und maximal acht Metern sein. Das hat auch meistens geklappt. Nur in Einzelfällen hatten manche ein besonderes Flugerlebnis längerer Art. Mangels dafür geeigneter Ausrüstung griffen wir auf unsere gängigen Tauchausrüstungen zurück. Maske, Schnorchel, Flossen, Neopren und Bleigurt waren klar. Als Rettungsmittel standen manuelle Secumar-Rettungswesten von den Booten oder unsere gängigen Rettungs- und Tarrierwesten zur Diskussion. Auch hier mussten Experimente herhalten, in einem Fall leider mit Verlust eines Zahnes bezahlt. Spannend waren auch Sprungversuche in einem Überlebensanzug von Helly Hansen vom 5m-Turm in Eriskirch. Innerhalb von Sekunden traten zig Liter Luft beim eintauchen ins Wasser aus und wurden durch eine entsprechende Menge nachströmenden Wassers ersetzt. Das haben wir dann im Hubschrauber nicht weiter ausprobiert. Den Abschluß der ganzen Kampagne machte eine Übung bei einer Aero Messe finanziert von Eurocopter. Dabei sprang Wolfgang Nickl von der alten BO105 ab, sicherte eine Person im Wasser in einer abgeworfenen Rettungsinsel und wurde anschließend von der neuen EC135 mit der Winde aus dem Wasser geborgen. Mangels irgendwelcher erfolgreichen Einsätze über mehrere Jahre mit vielen spannenden Übungen, stellte die DRF dieses Einsatzkonzept ein. Geblieben ist nur die Möglichkeit des Lufttransports von Einsatztauchern. Inzwischen hat sich das Einsatztauchen im Bodenseekreis und insbesondere in der OG Meckenbeuren stark gefestigt und ist eine stabile und verläßliche Disziplin im Rahmen der Wasserrettung durch die DLRG.

Nach schwierigen Anfängen in der Materialbeschaffung haben wir in den letzten fünfzehn Jahren sehr große Fortschritte gemacht. Gefördert durch Landesmittel aus dem Rettungsdienstgesetz, Zuschüssen und Förderungen vom Strukturfond des LV und Zuschüssen vom Landkreis konnte der Materialbestand zeitgemäß aufgewertet und vor allem auch dem stark gewachsenen Personalstand angepasst werden. Mit standardisierten Ausrüstungspaketen und zuletzt sogar personalisiert beschafften Trockentauchanzügen sind wir nicht nur weitgehend einheitlich sondern auch technisch auf sehr gutem Stand unterwegs. Mit guten Argumenten ist es uns sogar gelungen, ein professionelles Hebesystem zu beschaffen, mit welchem wir im Einsatzfall Boote und Fahrzeuge sichern und in begrenztem Umfang heben können. Dank des neu angeschafften Geräteanhängers können wir das ganze Material auch sicher zur Einsatzstelle bringen. Alles zusammen eine tolle Entwicklung, auch wenn die neuen Techniken und Standards das abenteuerliche Experimentieren der früheren Jahre natürlich nicht mehr zulassen. Das ist zusammen mit den Geräten von damals nur noch Geschichte.



März 2023, Wolfgang Nickl, ehemals Tauchwart heute Fachbereichsleiter Tauchen in Bezirk Bodenseekreis und OG Meckenbeuren.

 

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